Dr. Martina Hainz, Fachärztin für Kardiologie an der Marienklinik Bozen:
Vorhofflimmern ist eine Rhythmusstörung des Herzens, welche gekennzeichnet ist durch einen unregelmäßigen und häufig zu schnellen Herzschlag.
Viele Betroffene nehmen ein unangenehmes „Herzstolpern“ wahr, manche sind nicht mehr so leistungsfähig wie zuvor und kommen schneller außer Atem, während andere keinerlei Symptome haben. Bei ihnen kann die Rhythmus-Störung lange Zeit unerkannt bleiben.
Diagnostiziert wird Vorhofflimmern anhand eines EKGs (Elektrokardiogramm), welches die elektrischen Herzströme aufzeichnet. Hier zeigen sich neben dem unregelmäßigen Rhythmus kleine Flimmerwellen, welche der Erkrankung ihren Namen geben. Eine EKG-Aufzeichnung ist auch über 24 Stunden möglich. Diese Untersuchung ist v.a. dann relevant, wenn das Vorhofflimmern nicht ständig vorhanden ist, sondern nur zwischenzeitlich auftritt.
Wurde Vorhofflimmern im EKG erkannt, empfiehlt sich eine kardiologische Visite mit Anamnese, körperlicher Untersuchung und Herzultraschall. Eine eindeutige Ursache kann nicht immer gefunden werden. Die Wahrscheinlichkeit nimmt mit dem Lebensalter zu und tritt gehäuft bei Patienten mit vorbestehenden Erkrankungen auf, die das Herz-Kreislaufsystem belasten (z.B. Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Koronare Herzerkrankung, Herzklappenerkrankungen, Schilddrüsenüberfunktion). Auch Übergewicht und chronischer Alkoholmissbrauch sind begünstigende Faktoren.
In den meisten Fällen liegt keine unmittelbar lebensbedrohliche Herzrhythmus-Störung vor. Der unregelmäßige Herzschlag kann jedoch langfristig gesehen zu einer geringeren Pumpleistung des Herzens führen, welche wiederum Herzschwäche-Symptome, wie Schwindel, Atemnot und Brustschmerzen auslösen kann. Teils beschleunigt sich der unregelmäßige Puls sehr stark, was Betroffene als beängstigendes Herzrasen wahrnehmen. Auch eine deutliche Verlangsamung des Pulses ist möglich, tritt aber sehr viel seltener auf. Gefürchtet ist die Entstehung von Blutgerinnseln. Werden diese vom Blutstrom mitgerissen, können sie hirnversorgende Arterien verstopfen und so einen Schlaganfall auslösen.
Je nach individuellen Risikofaktoren wird das Schlaganfallrisiko bestimmt. Um die Entstehung von Blutgerinnseln zu vermeiden, müssen viele Betroffene blutverdünnende Medikamente einnehmen. Springt der Herzschlag nicht von alleine in den „Normalrhythmus“ zurück, muss nachgeholfen werden. In den meisten Fällen wird die elektrische Kardioversion eingesetzt. Die Behandlung kann ambulant durchgeführt werden und findet unter Analgosedierung statt. Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung und Herzströme werden permanent überwacht. Durch zwei auf den Brustkorb platzierte Elektroden wird ein kurzer elektrischer Impuls appliziert, welcher dem Herzen ermöglicht, seinen Normalrhythmus wieder aufzunehmen. Um das Vorhofflimmern langfristig zu behandeln, können antiarrhythmische Medikamente verordnet werden, welche den Normalrhythmus wiederherstellen und stabilisieren. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, durch einen Eingriff am Herzen das Vorhofflimmern dauerhaft zu beseitigen. Durch die sogenannte Pulmonalvenenisolation können Patienten in den meisten Fällen ein Leben frei von weiteren Vorhofflimmerepisoden führen. Die elektrischen Impulse, welche für das Vorhofflimmern verantwortlich sind, kommen in den meisten Fällen aus den Lungenvenen. Mit einer Pulmonalvenenisolation wird mittels eines Katheters eine Narbe um die Mündung der Pulmonalvenen im Vorhof erzeugt, sodass diese elektrisch isoliert werden und die störenden Impulse keinen Einfluss mehr auf den Herzrhythmus haben.
Der Eingriff wird von auf Rhythmusstörungen spezialisierte Kardiologen, den Elektrophysiologen durchgeführt.